Geschichten von Schwertern und Zauberei

Feldsalat

This entry is part 3 of 5 in the series Wahrhaft - Märchenhaft

Rapunzel

Ein Mann und seine liebe Frau wünschten sich schon lange ein Kind. So lange schon, dass sie die Hoffnung fast aufgegeben hatten. Als sie doch endlich schwanger wurde, waren sie beide überglücklich.

Auch wenn der Mann (wir wollen ihn Johann nennen) schon merkte, dass seine Frau (die Else) zunehmend mürrisch und launisch wurde, je weiter ihre Zeit voranschritt, so trug er sie doch auf Händen (zunehmend bildlich natürlich).

Er brachte saure Gurke und süße Sahne, Nougatcreme und gerösteten Speck und einmal mitten in der Nacht machte er sich sogar auf, ihr frischen Feldsalat zu holen. Doch da der Markt zu hatte und der Gemüse und Gurkenhändler ihm aufgebracht und mit einem gemurmelten nicht schon wieder die Tür vor der Nase zu schlug, stand er mit leeren Händen da.

Untröstlich stand er vor seiner Frau, die in ihrer ganzen voluminösen Pracht schluchzte: „Bring mir Feldsalat, ich brauche Rapunzel – so denk doch an unser ungeborenes Kind“.

„Aber woher soll ich den denn nehmen, wenn nicht stehlen den Salat“ fragte er, während er mit seinen Hände immer neue Muster knetete. „Stehlen! Oh ja!“, freute sich Else, „die alte Zauberin, die Hexe am Rande der Stadt, die hat doch einen großen Kräutergarten, bei der Hexe, da hol mir die Rapunzel“ sagte Else und schob ihre Unterlippe herrisch nach vorne.

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Johann machte sich mit einem sehr mulmigen Gefühl im Bauch wieder auf den Weg. Einen Tümpel sollte sie haben, voller Steuereintreiber und anderer Halunken. Bis er zum Garten der Kräuterfrau kam, war es schon früher bleigrauer Morgen. Beherzt durch den leisen Tagesanbruch kletterte Johann unbehende über den Zaun. Der Morgentau nebelte über Alraunen und tropfte von Kürbisblättern, Sonnentau und Schirlingsblüten. Tatsächlich lugten einige wunderschöne Feldsalatwirbelchen aus einem Hochbeet am Haus hervor.

Johann schlich zum Beet, argwöhnisch von einer Krähe beäugt, die den Kirschbaum bewachte. Schnell hatte er den Salat eingesammelt, packte ihn in seine Jutetasche und wollte sich aus dem Staub machen. Da tat es einen Schlag hinter ihm, als die Gartentür aufgestoßen wurde. Er fuhr herum und vor ihm hatte sich die runzelige kleine alte Kräuterfrau aufgebaut. Die ansonsten

sehr ruhige ältere Dame funkelte ihn: „Was stiehlst du aus meinem Garten du Halunke?“

„d D Den Salat“ stotterte er. „Den Salat?“ die Kräuterfrau kam drohend auf ihn zu. Dann fing er an zu reden und zu stottern und reden und :“…und es ist einfach so, dass meine Frau todunglücklich ist, wenn sie nicht sofort die Rapunzel kriegt“ schloss er.

„Dafür bestiehlst du eine Hexe?“ fauchte die Alte und ihr Schatten wurde finster, begann sich von ihr zu lösen, während sie unheilvolle Kräfte in ihren Händen sammelte. Die Krähe flatterte kreischend vom Baum.

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… bei der Hexe, da hol mir die Rapunzel“ sagte Else und schob ihre Unterlippe herrisch nach vorne.

„Also jetzt reicht es mir“ schnauzte Johann zurück „denk an unser ungeborenes Kind wirfst du mir vor – bei dir hackt es wohl“ Lauter werdend „Seit Wochen kommandierst du mich rum und jetzt soll ich noch einmal quer durch die Stadt um dir Salat zu stehlen? Aus einem Hexenhaus? Du bist vielleicht schwanger, aber ich bin nicht irre!“ Elses Unterlippe zitterte inzwischen. Die Tränen kullerten, während sie „Rapuuhuhuhnzel“ schluchzte. „Feldsalat gibt  es morgen! Schluss aus, ich geh jetzt schlafen“ Und Johann schlief zum ersten Mal seit 6 Monaten wieder friedlich.

Sicher hatten sie bis zur Geburt ihrer gesunden Tochter noch einige Mal Streit, aber Jessica wuchs zu einem gesunden Mädchen mit wunderschönen Haaren heran.

Und der Prinz? Na der schwängerte Jessica, als er – kaum war sie süße 16 – in ihr Zimmer geklettert ist, danach wollte er nichts mehr von ihr wissen.

Frei nach: Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 
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