Alex: Auf der Suche
Bis ich aus dem Lager heraus bin, hat sich das Kichern in
schallendes Gelächter gesteigert.
Das Lachen begleitet mich noch ein Stück, aber hinter der
Baumreihe, die unser Lager vom Tross trennt, tauche ich in den abendlichen Tross
ein. Die Sonne ist inzwischen weg. Kühl ist es dadurch noch lange nicht und
dunkel wird es wohl erst in einer halben Stunde, aber die ersten Stände
beginnen zu schließen und es sind einige kleine Gruppen von Musikanten auf dem
Weg zu den ersten Auftritten des Abends.
Nur Trommler und Tänzerinnen scheinen seit heute Mittag
Seltenheitswert zu haben. Das ist ja
auch gut so, wenn ich die drei jetzt wieder treffen würde. Ja was eigentlich,
wenn der Hauptmann im Lager ist, ist alles in Ordnung und wenn nicht? Muss ich
ihn finden und wenn er dann einfach nur am vögeln ist?
Ich drehe mich eine Weile im Kreis mit den Gedanken, so dass
mir fast nicht auffällt, dass ich verfolgt werde. Oder werde ich? Ich hätte
schwören können, dass ich die Hungerharke gesehen habe. Und er ist in Bekaschs
Teehaus. Ausgerechnet! Mir wäre mehr nach einem Schnaps.
Ich mach einen Bogen um einen Haufen Schuhe und bücke mich
ein wenig unter dem Vorhang am Einlass. Drinnen ist dunkel, die schwarze Jurte
schluckt das wenige restliche Tageslicht und ein paar Kerzen auf der Theke und
die gelegentlich glühenden Kohlen tragen nicht zur Beleuchtung bei.
Als ich einen Schritt nach drinnen machen will, springt mir
ein Kerl in den Weg Arm ausgestreckt: „Stiefel!“ ich schaue ihn verständnislos
an. Er ist kaum größer als ich und hat akkurat drapierte Löckchen, die unter
einem schmalen Turban hervor kräuseln. „Stiefel!“ nochmal nachdrücklicher.
Hat er geschminkte Augen? Eine Bank stößt in meine
Kniekehlen und ich setze mich zwangsweise hin.“Schuhe“ sagt eine sehr
jugendliche Knabenstimme, während ich mit der Hand auf dem Knüppel herumfahre.
Ich schaue auf einen Bauchnabel. „Bitte zieh die Schuhe aus“ höre ich aus einer
Höhe von etwa 2 Metern und ein rundes glattes und ziemlich unfreundliches Gesicht
schaut auf mich herunter.
Bis ich die Schuhe ausgezogen habe, steht schon ein Tee auf
einem Tisch neben der Tür und der schnuckelige Kellner führt mich an der Hand
zum Tee.
Ich versuche durch Rauch und die Dunkelheit etwas von meinem
Verfolger zu sehen, aber wenn er nicht unter dem gemischten Nutten und Söldner
Haufen am gegenüberliegenden Zeltrand steckt, scheint er nicht mehr hier zu
sein. Der Tee tut überraschend gut, obwohl er offensichtlich keinen Alkohol
enthält.
Ich muss anders an die Sache herangehen, ziellos durch den Tross irren, wird mich den Hauptmann nicht finden lassen, wahrscheinlich steckten die beiden in irgendeinem Zelt.
Wird fortgesetzt…