Meilerbau – 2
Der Kohler hatte sich überrascht aufgerichtet, als die beiden Männer auf die Lichtung kamen. Er machte einen instinktiven Schritt nach vorn, in seiner linken Hand hatte er eine faustvoll Späne, das Waldmesser hielt er vor seinem Bauchnabel, mit leicht gestrecktem Arm zeigte die Spitze auf die Augen des schmalen Bewaffneten, der gerade seinen Kumpanen nach rechts gestoßen hatte und nun vorsichtige Schritte zur anderen Seite machte. Er atmete tief ein und warf Messer und Späne auf den Boden vor sich. Er duckte sich und streckte die Hände vor sich.
Bent sah, wie der große Kerl aufsprang und in einer Wolke aus Holz und Späne sein Messer wegwarf. Er atmete erleichtert auf. Ennu maulte etwas Unverständliches und drehte sich zu ihm um.
Er ging auf den geduckten Mann zu. Der starrte mit leicht geöffnetem Mund auf den Boden. „Wohl dem Kaiser mein Bester“ Der Riese schaute ihn mit schrägem Kopf von unten an, aber wich seinen Augen aus. “Bist du der Köhler?“ Der andere blinzelte, wippte auf den Füßen, stumm. “Hey! Versteht du mich?“
Ennu kicherte als der Esel aus dem Anbau lautstark grüßte: „Da haste den Hausherren.“
„Ob. Du. Mich. Verstehst“ Bent sprach langsamer und lauter. Er musterte den Mann vor sich. Der hatte eine schmutzige Bruche und Holzschuhe an, sonst war er nackt. Seine Hände und Arme waren mit Lehm beschmiert, auch Gesicht und Bart hatten Erde abbekommen. An seinen Armen zeigten sich sehnige Muskeln, seine Haut am Bauch und an den Hüften hing etwas lose, als hätte er im Winter einiges an Federn gelassen. Am auffälligsten war die lange rot gezackte Narbe, die sich von der Hüfte – aus der Mitte der tief sitzenden Hose – links am Bauchnabel vorbei auf der linken Bauchseite bis zu den ersten Rippen hoch zog.
„Hast. Du. Jemand. Gesehen?“
Der große Mann blieb geduckt, schaute ihn blinzelnd and. Er fasste sich langsam an den Bauch und rieb seine Narbe. Ennu stieß ihn von der Seite an. „Großer Bastard, hm? Doof dass du auf den Kopf gefallen bist. Kannst uns auch nicht weiterhelfen oder? Suchen eine Handvoll Jugendliche, zwei Jungs, ein Mädel.“
Der Kohler dreht sich zum Größeren der beiden Eindringlinge auf seiner Lichtung. Er richtete sich auf und runzelte die Stirn.
„Genau! Ein Mädchen, hast du es gesehen?“ Ennu packte ihn am Arm, als er einen Schritt zurück machen wollte. Es raschelte im großen Erdhügel. Beide fuhren herum. Ennu machte vorsichtig einen Schritt auf den halbfertigen Meiler zu.
„Hast du sie versteckt“? Bent musterte den Köhler, der zwischen ihm und dem Meiler hin und her schaute und heftig den Kopf schüttelte. Bent grinst breit, er zog sein Schwert „HaHaaa“! sprang er in die mannshohe Öffnung. Er stocherte mit dem kurzen Schwert zwischen die Holzscheite „Ha!“.
Es quiekte erschrocken im Mailer, dann explodierten die Holzscheite nach außen und Bend sah einen grunzenden schwarz und weiß gefleckten Keiler auf sich zukommen, warf sich zur Seite um auszuweichen. Er schrie laut auf als sich die kleinen harten Hufe in seinen Oberschenkel gruben, die rauen Borsten an der Seite kratzten an seiner Schulter, er spürte einen heftigen Stoß, dann war das Tier an ihm vorbei, prallte gegen den Pechstein und floh grunzend in das Unterholz dahinter.
Ennu hatte aufgehört zu kichern, er lachte hustend und klopfte auf die Lehmwand des Meilers. Bent rappelte sich auf. Er schaute sich wütend um und fokussierte auf den Köhler
Der Kohler versuchte zurück zu weichen, als der stämmige Bewaffnete auf ihn zu stürmte, aber der packte ihn am Bart, zog sich am Bart nach oben und gab ihm eine Ohrfeige. Der Kohler ging zu Boden und rollte sich zusammen. Einige Tritte später hörte Bent auf ihn zu quälen. Er stand über dem zusammengekauerten Mann und drehte sich zum immer noch hustenden Ennu um: „Wenn du nicht gleich deine dumme Lache verschluckst, werde ich sie dir in’s Hirn treten.“ Der schluckte und verstummte.
Bent trat noch einmal nach dem Idioten, dann ging er von der Lichtung, ohne sich noch einmal nach Ennu oder dem Kohler umzudrehen. Ennu sammelte sich: „Hey, Idiot, wenn du jemanden siehst, dann kommst du zu uns, zu uns, sonst kommen wir wieder.“ Der Kohler schaute hoch; er sagte nichts. „Wir sind in der Pechsieder Siedlung.“ Ennu stieß den am Boden liegenden mit dem Fuß: „Hast du mich verstanden?“ Der Kohler nickte, er schaute den beiden Männern noch lange nachdem sie die Lichtung verlassen hatten hinterher.
Nach einer Weile fing er an zu zittern, er stöhnt und schlug mit den Fäusten auf den Boden, presste sich die Hände in das Gesicht. Zitternd wiegte er vor und zurück. Er hatte die Augen fest geschlossen, den Esel hörte er erst, als der das dritte Mal laut tönte.
Immer noch zitternd stand schließlich auf, er streckte sich und rieb sich die schmerzenden Arme. Er richtete halbherzig die Schäden am kleinen Meiler auf dem Pechstein, dann sah er sich die Schäden am Großen an. Im großen Holz und Lehmhaufen fand er die Spuren von zwei Nachtlagern, eine Seite des Meilers hatte heute Nacht der Eber besetzt, der ihn seit dem letzten Herbst belästigte. Er hatte sich wie gewohnt in die Scheite und Äste eingegraben. Auf der anderen Seite des zentralen Scheithaufens waren die Anzeichen weiterer nächtlichen Besucher. Dem Loch im Mailer nach zu urteilen hatten sich mindestens zwei vielleicht auch drei Menschen hier verborgen, die er heute Morgen nicht bemerkt hatte. Spuren führten vom Meiler hinter seine Hütte und von dort in den Wald. Hier verlor sich die Spur.
Mit einer Handvoll Äste kehrte der Kohle zum Meiler zurück, er stellte einige der zentralen Scheite neu auf. Er griff nach einem dicken Ast, der völlig falsch lag. Von den nächtlichen Gästen achtlos in einem dichten Haufen zusammengeschoben.
Mit dem dicken Ast in der Hand richtet er sich langsam auf. Sein Kopf stieß an das halbfertige Dach aus Lehm und Zweigen. Er drückte seinen Hinterkopf gegen das Dach, fester und fester, bis sein Kopf durch die dünne Lehmdecke des Meilers brach. Er packte den Ast mit beiden Händen, brach ihn entzwei und schlug die beiden Hälften gegen die aufgestapelten Holzwände, trommelte gegen die beiden Wände, bis sie nachgaben und links und rechts von ihm zusammenbrachen.
Nach dem Ausbruch schien er ruhiger zu atmen, er schaute sich auf der verwüsteten Lichtung um und schüttelte den Kopf. Er sammelte den Teller mit seinem Frühstück ein, versorgte seine Tiere und belud den kleinen Wagen mit einer Auswahl von Äxten und Werkzeugen.
Wird fortgesetzt…